Chemiepolitische Mittagstalks 2025

November 2025 | Jeden Donnerstag | 12-13 Uhr

6. November | 13. November | 20. November | 27. November

Chemikalien sind allgegenwärtig. Kaum ein Produkt kommt heute ohne sie aus. Doch ihre breite Anwendung hat einen Preis: Entlang ihres gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Nutzung und Entsorgung – gelangen Chemikalien in Böden, Gewässer, Luft und Organismen. Einige Stoffe verweilen dort über Jahrzehnte, reichern sich in der Nahrungskette an oder verbreiten sich aufgrund ihrer hohen Mobilität in entlegenste Regionen der Erde. In Organismen können sie Krankheiten begünstigen und ökologische Gleichgewichte dauerhaft stören.

Die Verschmutzung durch Chemikalien und Plastik gilt inzwischen – neben dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt – als die dritte große planetare Umweltkrise. Diese drei Krisen sind nicht getrennt voneinander zu betrachten: Sie bedingen, verstärken und beschleunigen sich gegenseitig. Die Belastung der Umwelt mit Chemikalien ist damit nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und ökonomische Herausforderung.

Da Chemikalien über Flüsse, Meeresströmungen und atmosphärische Transporte weite Strecken zurücklegen, kennen sie keine Grenzen. Ihre Regulierung darf daher nicht an nationalen Grenzen Halt machen. Wir brauchen konsequente Regeln auf allen politischen Ebenen – von der EU bis zu einem starken internationalen Chemikalienmanagement im Rahmen des Global Framework on Chemicals (GFC).

In den chemiepolitischen Mittagstalks 2025 widmen wir uns der Frage, wie Chemikalien in der Umwelt wirken, wo sie überall nachweisbar sind und welche Konsequenzen das für Mensch und Natur hat. Wir blicken auf verschiedene Umweltmedien und Organismen, beleuchten aktuelle Forschungsergebnisse und diskutieren politische Handlungsmöglichkeiten.

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Talk 1 | 6. November | 12:00-13:00 Uhr
Belastete Böden – ein Umweltproblem unter unseren Füßen

Böden sind die stillen Hüter unserer Umwelt – sie filtern, puffern und speichern Stoffe, die in die Umwelt gelangen und stellen somit eine Senke für Schadstoffe dar. Doch diese Schutzfunktion hat Grenzen. Wenn die Speicherfähigkeit der Böden erschöpft ist oder Schadstoffe besonders mobil sind, gelangen sie weiter: ins Grundwasser, in Pflanzen oder in die Nahrungskette. Dann werden Böden selbst zur Quelle der Verschmutzung – oft über Jahrzehnte hinweg.

Ein besonders drängendes Beispiel sind PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) – langlebige, kaum abbaubare Chemikalien, die sich weltweit in Böden und Gewässern anreichern. Ihre Persistenz macht sie zu einem Sinnbild für die Grenzen unseres derzeitigen Chemikalienmanagements: Ist der Boden einmal belastet, ist eine Sanierung kaum noch möglich – technisch, aber auch finanziell.

Im ersten chemiepolitischen Mittagstalk 2025 beleuchten wir am Beispiel von PFAS, wie Chemikalien in Böden gelangen, wie sie sich im Boden verhalten, welche Auswirkungen sie  auf andere Schutzgüter haben und welche Möglichkeiten oder Grenzen der Sanierung bestehen.

Referentin:

·       Dr. Annegret Biegel-Engler, Umweltbundesamt

Moderation: Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

 

Talk 2 | 13. November | 12:00-13:00 Uhr
Verschmutztes Wasser – wie zunehmende Chemikalienverschmutzung unser Trinkwasser gefährdet

Chemikalien aus Industrie, Landwirtschaft und Haushalten gelangen zunehmend in unsere Gewässer. Das gefährdet nicht nur aquatische Ökosysteme, sondern auch unsere Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Wasserver- und -entsorger stehen vor großen Herausforderungen, da die Belastung zunimmt und die Reinigung vom Wasser - falls überhaupt möglich - kostspielig ist. Im Mittelpunkt dieses Mittagstalks stehen die wachsende Belastung durch persistente und schwer abbaubare Chemikalien, aktuelle Regelungsansätze auf europäischer und internationaler Ebene sowie bestehende Lücken im Schutzsystem. Gemeinsam diskutieren wir, welche politischen Hebel nötig sind – und welche Rolle Aufklärung und Transparenz spielen, um bessere Entscheidungen zu ermöglichen.

Referent*innen:

·       Dr. Karsten Nödler, DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW)

·       Susanne Smolka, Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland

·       Alexandra Caterbow, Health and Environment Justice Support

Moderation: Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

 

Talk 3 | 20. November | 12:00-13:00 Uhr
Wenn die Luft zum Atmen belastet ist – Chemikalien und Luftverschmutzung

Luftverschmutzung ist das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland und Europa. Laut WHO atmen 94 % der städtischen Bevölkerung Luft ein, die die empfohlenen Grenzwerte überschreitet. Weltweit sterben jedes Jahr über sieben Millionen Menschen an den Folgen verschmutzter Luft – eine stille, aber tödliche Krise.

Feinstaub, Stickoxide und eine Vielzahl chemischer Schadstoffe gelangen über die Atemluft direkt in unseren Körper, oft unsichtbar und damit unterschätzt. Dabei unterscheiden sich Belastung, Quellen und Exposition im Innen- und Außenraum deutlich: Während draußen Verkehr, Industrie und Landwirtschaft dominieren, sind es drinnen häufig Baustoffe, Möbel, Reinigungsmittel und Alltagschemikalien, die die Luft belasten.

Wir werfen wir einen Blick auf die Rolle von Chemikalien in der Luft, ihre Quellen, Verbreitungswege und Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit.

Zentrale Fragen: Welche Quellen für Chemikalien in der Luft gibt es? Wie verhalten sich Chemikalien in der Luft? Bauen sie sich ab, bereiten sie sich? Weiter Expositionspfade aus der Luft?

Referent*innen:

  • Anne Stauffer, Health and Environment Alliance

  • Dr. med. Hanns Moshammer, medizinische Universität Wien

Moderation: Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

 

Talk 4 | 27. November | 12:00-13:00 Uhr
Machen uns Chemikalien krank? Gesundheitsauswirkungen einer zunehmenden Chemikalienbelastung

Chemikalien gelangen nicht nur in die Umwelt, sie finden sich auch in unseren Körpern. Viele Substanzen, darunter zahlreiche Chemikalien aus Plastik, stehen im Verdacht, eine Reihe von Krankheiten auszulösen: von Entwicklungs- und Stoffwechselstörungen, über eine Schwächung des Immunsystems und Fertilitätsprobleme bis hin zu Krebs. Die Anzahl der chemischen Stoffe in der Umwelt und im Körper korreliert mit der Zunahme bestimmter Krankheitsbilder, auch wenn ein konkreter Zusammenhang im Detail schwer nachzuweisen ist. Betroffen sind wir alle, besonders vulnerabel sind aber (schwangere) Frauen, Kinder und Jugendliche.

Damit verursachen Chemikalien nicht nur menschliches Leid, sondern auch enorme gesellschaftliche Kosten. Ein wirksamer Gesundheitsschutz darf daher nicht erst bei der Behandlung von Krankheiten ansetzen, sondern muss präventiv wirken – an der Quelle der Belastung.
Wie kann ein solcher präventiver Ansatz aussehen? Welche politischen und institutionellen Hebel gibt es bereits – etwa im Rahmen der WHO – und wo müssen neue geschaffen werden?

Referent*innen:

  • Dr. med. Dirk Holzinger, Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit

  • Johanna Hausmann, Women Engage for a Common Future

  • Florian Schulze, European Network for Environmental Medicine

Moderation: Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

 

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